778 Praktikant:innen aus 61 Nationen haben ihre Einstiegsqualifizierung (EQ) beim Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) mithilfe des Teams von "Zukunftschance Ausbildung" aufgenommen. Der Weg über die EQ bis zum Abschluss einer Ausbildung ist nicht einfach, aber hat sich bewiesen und dieses Jahr feiert das Programm sein zehnjähriges Jubiläum.

Eine Einstiegsqualifizierung (EQ) dient der Vorbereitung auf eine Berufsausbildung. Junge Bremer:innen können mit einer EQ-Berechtigung, geprüft von der Agentur für Arbeit/Jobcenter, in verschiedenen Ausbildungsberufen ein Jahr die Theorie in den Berufsschulen und die Praxis in den Betrieben der Wirtschaft oder Einrichtungen des bremischen öffentlichen Dienstes erlernen. Anschließend erfolgt die Übernahme in die Berufsausbildung, wobei das EQ-Jahr in Einzelfällen angerechnet werden kann. Während der EQ erhalten die Praktikant:innen flankierend einen Deutschkurs und bei Bedarf weitere Nachhilfeangebote. Unterstützt werden sie dabei von dem 6-köpfigen Team von Sandra von Atens, das den Matching-Prozess zwischen Bewerber:in und Ausbildungsstelle begleitet. Die Teammitglieder von "Zukunftschance Ausbildung" sind während der EQ enge Ansprechpartner:innen.
Auch steht eine sozialpädagogische Beratung für alle Fragen rund um die Ausbildung, aber auch zu weiteren Themen, z.B. Finanzierung des Lebensunterhalts oder Wohnungssuche, den jungen Menschen zur Seite.

Zu zweit starteten damals im Herbst 2014 Sandra von Atens und Marion Seidel mit 23 EQ-Praktikant:innen. Heute blicken sie auf 10 Jahre "Zukunftschance Ausbildung" zurück: Sie haben viele junge Menschen kommen und gehen sehen, Schicksale erlebt und Lebenswege mitgestaltet. Wir passieren gemeinsam Revue.

Sandra von Atens und Marion Seidel am Roll-up Zukunftschance Ausbildung
Foto: Danielle Kleisch, Fotoarchiv SKB-Bremen

Einen wiederkehrenden Tagesablauf gebe es nicht, die EQ-Prozessschritte gliedern eher das Jahr: Der Auftakt ist immer die hausinterne EQ-Messe, selbst organisiert und durchgeführt in den Räumlichkeiten des AFZ. Hier stellen sich Dienststellen und Betriebe vor, Interessierte kommen alleine, mit Familie oder Freunden, mit Schullehrer:innen oder Betreuer:innen. Es folgt die Phase der Bewerbungseingänge, der Kennenlern- und Vorstellungsgespräche und dem Matching zwischen Bewerber:in und Dienststelle/Betrieb bzw. Ausbildungsberuf. Hospitationen und Kurzpraktika werden organisiert und evaluiert, ausländerrechtliche Fragen geklärt und EQ-Vertragsunterzeichnungen vorbereitet und vollzogen. Zum jährlichen Ausbildungsbeginn starten auch die EQ-Praktikant:innen; ein Netzwerk aus Betreuer:innen, (Nachhilfe-)Lehrer:innen, Ausbilder:innen und dem Team vom AFZ bildet sich um jede:n EQ-Teilnehmende:n, um das Vorbereitungsjahr erfolgreich zu durchlaufen und den Übergang in die Ausbildung zu meistern.

Das mache die Arbeit "unglaublich abwechslungsreich, vielfältig, bunt, interessant und lehrreich, aber auch herausfordernd". So beschreibt es die Hamburgerin Sandra von Atens. Die Bremerin Marion Seidel nickt zustimmend: "Der Umgang mit verschiedenen Kulturen und mit einer anderen Zielgruppe als der eigentlichen vom AFZ ist schon spannend und manchmal auch herausfordernd. Es kommen immer wieder neue Themen auf, die vielleicht 2014 noch gar nicht relevant waren", fasst die Radfahrerin zusammen.

Sandra von Atens und Marion Seidel
Foto: Danielle Kleisch, Fotoarchiv SKB-Bremen

Beide, das merkt man sofort, stehen voll hinter dem Konzept der EQ. "Viele werden in der Kürze der Zeit allein durch die Beschulung nicht ausreichend auf eine Berufsausbildung vorbereitet, da ist eine EQ einfach notwendig. Es wird tatsächlich aber immer schwieriger, geeignete Personen zu finden, die die EQ und dann auch die Ausbildung schaffen", fasst Sandra von Atens zusammen. "Einigen ist der Weg auch zu lang, Geld kann man ja auch ohne Ausbildung verdienen. Nur die berufliche und soziale Integration, wie wir sie hier bei einigen sehen, bleibt dann häufig aus. Wir haben hier einige junge Leute von der Alphabetisierung bis zur Einbürgerung begleitet", erklärt Marion Seidel.

Grundsätzlich mache ihr der vielfältige Kontakt mit Menschen Spaß; sie gestalte ihren Arbeitstag flexibel, sei immer auf Achse und mit zahlreichen Personen und Institutionen in Kontakt.
Sandra von Atens, ebenfalls überzeugte Radfahrerin, schätzt die Kooperation und die Netzwerke innerhalb Bremens. Auch sie könne sich ihren Tag flexibel gestalten, sei viel unterwegs und bliebe durch die Homeoffice-Möglichkeit aber auch mal in der Hamburger Heimat.

Beide schätzen die Zusammenarbeit in ihrem Team. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Backgrounds tragen zum Erfolg bei; Stärken werden geschätzt und gezielt eingesetzt und Unterschiedlichkeiten eher als Stärke wahrgenommen. "Das geht nur, weil wir alle dasselbe Ziel und alle Lust haben!", fasst die Programmleiterin zusammen.

"Was mit dem Programm passiert, ist natürlich eine politische Entscheidung", beginnt die Yoga-Anhängerin Sandra von Atens. Programme müsse und werde es geben, denn die Zuwanderung werde da sein. "In den letzten zwei Jahren sind mehr Menschen nach Deutschland/Bremen gekommen, als 2014/2015", fährt sie fort. Ihre Kollegin setzt hinzu: "Und Fachkräfte werden auch in zehn Jahren fehlen."
Anfragen zur Umsetzung und Nachahmung von anderen Städten gab es in den vergangenen Jahren einige, aber bisher ist das Programm "Zukunftschance Ausbildung" in Deutschland einzigartig. Sein Erfolg und Jubiläum wird am 13. September 2024 gefeiert.

Viel Spaß dabei wünscht die Leitstelle Arbeitgeberattraktivität!

Fotos: Danielle Kleisch, SKB Bremen