Auf einen Kaffee mit der Tierärztin Dr. Ruth Mengden vom LMTVet, deren Arbeitsleben maßgeblich durch die „EU, Container und Papiere“ bestimmt wird. Wir treffen Ruth Mengden an einem nebligen Tag an der Grenzkontrollstelle in Bremerhaven.
Seit Anfang 2019 ist Ruth Mengden in der Grenzkontrollstelle als Tierärztin angestellt und übt dort seit mehr als einem Jahr die stellvertretende Abteilungsleitung aus. Davor hat Frau Mengden – ebenfalls im Bereich Lebensmittel – Forschung und Lehre an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover betrieben. Ruth Mengden liebt das Wasser. In ihrer Freizeit ist sie am allerliebsten am oder im See und am Deich. Insofern trifft es sich gut, dass auch ihr Arbeitsplatz in Bremerhaven direkt im Hafen liegt.
„Aufgrund der Vertretungssituation macht das Personalmanagement derzeit den Großteil meiner Arbeit aus; hinzu kommt viel Verwaltungs- und Gremienarbeit. Meine Arbeit als Tierärztin ist dagegen vorrangig geprägt durch Dokumentenkontrollen, Nämlichkeitskontrollen und Warenuntersuchungen der Einfuhrsendungen, die bei uns angemeldet werden“, berichtet Ruth Mengden. Der Hauptteil der Arbeit erfolgt zur Zeit am Schreibtisch, ein kleinerer Teil aber auch praktisch an den Containerwaren selbst. Die größte Herausforderung für Frau Mengden und ihr Team liegt in der Zeitknappheit. Die Tierärzt:innen der Grenzkontrollstelle arbeiten als Dienstleister:innen für die Unternehmen, die tierische Erzeugnisse aus Drittländern über Bremerhaven in die EU einführen wollen. Alle Erzeugnisse müssen angemeldet und bis auf wenige Ausnahmen auch vorgeführt werden. „Wir sind die Einlassstelle für den europäischen Binnenmarkt. Aufgrund der ansässigen fischverarbeitenden Industrie kommen beispielsweise über Bremerhaven sehr viel Fischereierzeugnisse in die EU“, erklärt Ruth Mengden. Alle Waren müssen den EU-Anforderungen hinsichtlich Tiergesundheit und Verbraucherschutz entsprechen. Die physische Untersuchung der Waren erfolgt in Abhängigkeit des Risikos, das von ihnen ausgeht. Hierzu werden die Waren einer Risikoeinschätzung unterzogen.
Eine wichtige Voraussetzung für diese Tätigkeit ist es, sehr schnell Entscheidungen zu treffen und unter großem zeitlichen Druck arbeiten zu können. Die allermeisten Waren können ohne Beanstandungen in die EU eingeführt werden; wenn es doch zu Ablehnungen kommt, liegt das häufig an formalen Fehlern oder etwa an einer unterbrochenen Kühlkette. Sollte es zu einer Ablehnung seitens der Grenzkontrollstelle kommen, kann die Ware aber in das ursprüngliche Drittland zurückgeschickt, vernichtet oder in ein anderes Drittland mit beispielsweise weniger strengen Regelungen gesandt werden. Sofern zulässig, können dann die Unternehmen, denen die Ware gehört, über die Konsequenzen entscheiden. Die Kolleg:innen der Grenzkontrollstelle arbeiten insofern eng mit den Importeuren und verantwortlichen Unternehmen und in manchen Fällen auch mit den anderen Grenzkontrollstellen an den europäischen Grenzen zusammen.
„Die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden müssen, stellt einerseits eine Herausforderung dar, übt andererseits aber auch einen großen Reiz auf mich aus. Außerdem gefällt mir das Gefühl, in der Welt unterwegs zu sein, ohne dass wir uns selbst bewegen. Es kommen Waren aus den verschiedenen Ländern zu uns. Wir haben vielfältige Kontakte und mit vielen unterschiedlichen Dingen zu tun. Wie wohl in den meisten Tätigkeiten, gibt es eine gewisse Routine, aber auch immer wieder neue Besonderheiten und Herausforderungen“, erzählt Ruth Mengden.
„Die Abwechslung macht mir am meisten Spaß. Man ist sehr gefordert, sich immer wieder mit neuen Rechtsvorgaben auseinanderzusetzen. Die EU-Verordnungen werden tatsächlich häufig verändert und aktualisiert, so dass hier viel Bewegung ist. Man hat ständig mit vielen Neuerungen zu tun“, ergänzt sie begeistert.
Die Frage nach einem oder mehreren typischen Gegenständen für ihre Arbeit, beantwortet Frau Mengden mit einem Stempel für die Büroarbeit sowie einer Warnweste und einem Kittel, wenn es nach draußen an die Container geht.
„Im Moment ist einiges an diesem Standort im Fluss“, berichtet Ruth Mengden. An der Art und Durchführung der Prüfungen wird es aber sicherlich keine grundlegenden Änderungen geben. Die Arbeit wird digitaler werden, in dem mehr elektronische Dokumente Verwendung finden. Aber grundsätzlich wird es auch weiterhin Personen geben, die die EU-Regelungen zur Tiergesundheit und Verbraucherschutz durch Prüfungen umsetzen.
Herzlichen Dank für das Gespräch Ruth Mengden!
Fotos: Michael Schnelle, SKB Bremen