An ihm und seinen Kolleg:innen kommt man nicht vorbei, wenn man mit dem zentralen Dokumentenmanagementsystem (VIS) der bremischen Verwaltung arbeiten möchte (oder muss): Philipp Bohn gewährt uns Einblick in seinen Arbeitsalltag zwischen Lehre und Lernen.
Als Student des Dualen Studiengangs Public Administration B.A. an der Hochschule Bremen fand Philipp Bohn 2011 den Einstieg in die bremische Verwaltung. 2014 kam er über die Praxisphasen des Studiums zur Senatorin für Soziales, studierte nebenberuflich im Masterstudiengang und ging dann aufgrund seiner VIS-Kenntnisse (dem Thema seiner Masterarbeit) zum zentralen Aus- und Fortbildungszentrum für den bremischen öffentlichen Dienst, kurz AFZ. Dort ist er Dozent für verschiedene Anwendungen, neben VIS auch für die Microsoft Anwendungen OneNote und Outlook; gleichzeitig ist er innerhalb weniger Jahre stellvertretender Referatsleiter (Führungskraft) seiner Organisationseinheit namens "Referat 20 - Lehreinheit für Informationstechnologien" geworden.
Seine Arbeit als Dozent teilt sich grob in die beiden Kategorien "Fortbildungstage" und "fortbildungsfreie Tage": An den Fortbildungstagen gehören auch letzte Vorbereitungen der Lehrveranstaltung, wie bspw. Aufgabenzettel, Anwesenheitslisten, Vorbereitung der PC bis hin zur eigenen mentalen Einstellung, dazu. Etwas Aufregung sei vor jeder Veranstaltung da, "aber das braucht man auch, sonst ist man zu abgestumpft", erläutert Philipp Bohn. Bei den Fortbildungen sind alle Altersgruppen dabei: Sowohl Auszubildende als auch Personen, die in 2-3 Monaten in den Ruhestand gehen. "Aber das Klischee, dass die Älteren mehr Probleme bei IT-Anwendungen haben als die Jüngeren, kann ich nicht bestätigen", zieht der Werderfan Resümee.
Neben der konkreten Wissensvermittlung und den Umgang mit bestimmten Anwendungen sei das übergeordnete Ziel immer die Digitalisierung.
An den unterrichtsfreien Tagen ist meist E-Learning angesagt – einerseits zur Weitergabe bei den Fortbildungen (für Inhalte, die sonst in den Unterrichtsstunden keinen Raum finden), andererseits für die eigene Weiterbildung. "Besonders bei VIS/VIS-6 muss man nach einem Update die Änderungen selbst verinnerlichen und auch alle Inhalte der Kursmappen und E-Learnings ändern, das dauert schon einige Zeit bis wieder alles auf dem neuesten Stand ist", erklärt der junge Papa einer kleinen Tochter.
Philipp Bohn beschreibt seinen Arbeitsbereich als abwechslungsreich und selbstbestimmend. Er genieße die Freiheit an der Lehre, seinen Unterricht so zu gestalten, wie er es für richtig hält: "Das weiß ich unfassbar zu schätzen!"
Doch zu Beginn der VIS-Einführung war es nicht leicht für den gebürtigen Mecklenburger: "Ich fühlte mich teilweise wie ein Blitzableiter." Obwohl er ja nur den Umgang mit VIS lehren sollte, wurde er oft für die Auswahl der von einigen Teilnehmenden kritisch gesehenen Software verantwortlich gemacht. Doch auf die Einführung des Programms hatte Philipp Bohn gar keinen Einfluss. "Mittlerweile wächst aber die Fangemeinde und es gibt immer mehr VIS-Expert:innen", freut er sich.
Wie in vielen Bereichen ist das Fortbildungsprogramm durch die Corona-Pandemie auch in die heimischen Büros gezogen. Onlinekurse und Kurse vor Ort haben jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile: Dozent:innen merken Unsicherheiten und Ängste leichter vor Ort, außerdem bieten diese Kurse auch eher Anlass zur verwaltungsübergreifenden Vernetzung untereinander zum Beispiel in den Pausen. Daheim gewährt man mehr Personen die Möglichkeit der Teilnahme an den Fortbildungen und die Onlinekurse bieten eine höhere Flexibilität. Die Durchmischung des Angebots ist daher weiterhin gefragt und angedacht.
Philipp Bohns größte Stärke bei alledem? "Meine fast stoische Ruhe. Wenn jemand zum zigsten Mal etwas falsch klickt, gehe ich eher auf die Metaebene und erläutere noch einmal die ganze Oberfläche", erklärt er und wählt während des gesamten Interviews seine Worte mit Bedacht.
Die letzten drei Jahre haben schon viel Innovation und Veränderung mit sich gebracht; anfängliche Schwierigkeiten mit Videokonferenzen und mobilem Arbeiten haben sich gelegt. Das Referat 20 des AFZ wird weiterhin in verschiedenen Projekten vertreten sein und aus Schulungssicht beraten. Auch Philipp Bohn sieht sich in den nächsten Jahren dort: Das AFZ als Organisationseinheit überzeugt ihn durch seine klaren Arbeitsstrukturen, vergleichsweise flachen Hierarchien, verschiedenen Expertisen und die Freie Hansestadt Bremen als übergreifende Instanz bietet unter anderem kurze Dienstwege, gute Aufstiegschancen, eine flexible Arbeitsgestaltung und ein umfangreiches Fortbildungsprogramm.
Für seinen Bereich sieht er Veränderungen in der reinen Präsenzlehre und einen Zuwachs an anderen Formaten zur Wissensvermittlung, zum Beispiel in Stichworten: Podcasts, Multichannel-Lehre und Wissen on demand. Gleichzeitig wird es seiner Meinung nach weiterhin Kurse wie "Einführung an den PC" geben; ein Wegfall von Kursen ist nicht absehbar, eher eine Verschiebung der Schwerpunkte.
Vielen Dank an einen unserer treuesten Leser, Philipp Bohn!