"Die Kinder finden das richtig toll – wir nehmen uns Zeit für die Begutachtung", lacht Simon Walz. Der Kinderarzt und Referatsleiter im Gesundheitsamt ist unser heutiger Gastgeber und erfüllt den Raum mit seiner positiven Energie.

Seine ursprüngliche Idee war ein Biologiestudium. Als ein Familienfreund – selbst Biologe –
seine Karrierepläne folgendermaßen kommentierte: "Simon, wenn du dich wirklich für Schnecken interessierst und du dir vorstellen kannst, dich ausschließlich mit Schnecken zu befassen, dann studiere Biologie." So erzählt es Simon Walz lachend und entschied sich doch für eine Ausbildung als Rettungsassistent und ein Studium der Humanmedizin in Greifswald. Er machte seinen Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und ist damit Experte für die Kleinsten. 2021 zog es den gebürtigen Bremerhavener dann samt Familie nach Bremen.

Sein Schwiegervater hatte die ausgeschriebene Stelle beim Gesundheitsamt Bremen gesehen und ihn darauf aufmerksam gemacht. "Ich hatte keine Ahnung von der Arbeit im Gesundheitsamt, von der Verwaltung; das war für mich aber eher ein Ansporn", berichtet der Referatsleiter. Letztendlich reize ihn die Kombination: zu seinen Aufgaben gehört die Personalführung, dass Schreiben von Vermerken, etc. Darüber hinaus ist er in Tenever als Stadtteilarzt mitten im Geschehen und nahe an den Menschen. "Dann merke ich vor Ort manchmal schon, dass ein Formular in der Ausgestaltung wenig Sinn macht und wir nachbessern müssen", erklärt der zweifache Vater.

Foto von Simon Walz mit einem Holz-Bauklotz in der Hand.
Foto: Danielle Kleisch, SKB Bremen

Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst ist in Stadtteilteams organisiert. Diese bestehen aus Ärzt:innen, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen. Zum Aufgabenspektrum gehören unter anderem die Schuleingangsuntersuchungen mit Beratungen zum Schulanfang, z.B. für Linkshänder oder Übergewicht, Begutachtungen hinsichtlich heilpädagogischer Frühförderung von Säuglingen und Kindergartenkindern sowie Früherkennungsuntersuchungen (U6-U9). Das ist aber wirklich nur ein kleiner Einblick in die Tätigkeiten von Simon Walz‘ Team.

Zur Veranschaulichung hat er einen Holz-Bauklotz mitgebracht, welcher in einigen der standardisierten Untersuchungen eingesetzt wird, um spielerisch die Entwicklung der Kinder zu erfassen. "Ich arbeite hier nicht kurativ, hier kommt niemand mit starkem Husten, den ich behandeln muss. Für die Untersuchung von Kindern nutzen wir Entwicklungstests, zu dem auch der Bauklotz gehört , Wir beobachten und kommunizieren mit Eltern oder Fachkräften – immer auch mit einem Fokus auf das soziale Umfeld, in dem das Kind aufwächst mit dem Ziel, die gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern", fasst der sympathische Kaffeeliebhaber zusammen. Damit die Kinder und ihre Eltern nicht immer zum Gesundheitsamt in die Innenstadt kommen müssen, gibt es die Stadtteilteams als direkte Ansprechpartner vor Ort.

Simon Walz und sein Team sind stetig in Kontakt mit anderen Behörden, mit (Kinder-)Ärzt:innen, mit Schulen und Eltern. Das mache die Arbeit unglaublich abwechslungsreich und kommunikativ. Aus den Begutachtungen, zum Beispiel bei der heilpädagogischen Frühförderung, erstellen sie umfangreiche Gutachten mit Diagnosen und Empfehlungen für die Förderung oder entscheiden, welche Therapien sinnvoll wären. Die Beratungstätigkeit sei unglaublich wichtig, das sehe man an den vielen (Nach-)Fragen der Eltern. Im Laufe des Gesprächs wird klar, dass die Entwicklung des jeweiligen Kindes häufig über einen längeren Zeitraum beobachtet werde – jährliche Treffen seien üblich – und so sehe man aufgrund von gewissen Fördermaßnahmen eine positive Entwicklung. Hinzu kommen Attraktivitätsvorteile wie Gleitzeit, ein Stundenkonto, freie Wochenenden, keine Schichtarbeit u.v.m. Viele Gründe für Simon Walz, ins Gesundheitsamt zu kommen und zu bleiben.

"Der Fachärztemangel wird auch vor Bremen keinen Halt machen. Die Großstädte halten sich bei der Ärzte-Not zunächst noch wacker, aber sie wird auch uns einholen", erklärt Simon Walz. Ansonsten sei bei ihm im Bereich noch vieles papierbasiert, riesige Aktenschränke zieren die Büroräume. Allerdings hätte das seinen Grund. Auch in 10 Jahren werde er noch viel haptisch machen: "Wenn ein Kind etwas malen soll, dann soll es das nicht auf einem Tablet machen."
Die Digitalisierung sei wichtig, sollte aber gradlinig verlaufen. (Medien-)Brüche verursachen nur mehr Arbeit. Die E-Akte, soll ja kommen, ist aber in der Umsetzung ein großer Kraftaufwand.

Wie sich das BackOffice auch verändern wird, wenn Simon Walz morgens seinen Flat White aus der Siebträgermaschine bekommt – schokoladig, aber nicht italienisch schokoladig versteht sich – wird er auch weiterhin gut gelaunt den bremischen öffentlichen Dienst bereichern. Herzlichen Dank!